Hier sei dem Spital bzw. der Leitung der Medizin in Langnau nochmals herzlich gedankt für die Möglichkeit, dass ich während der Coronakrise im April 2020, im Spital arbeiten konnte. Glücklicherweise wurde das Emmental bezüglich Erkrankter in dieser Zeit nicht sehr schwer getroffen und so durfte ich einen guten Einblick in den Betrieb erhalten und die Ärzte, mit denen ich in Zukunft zusammenarbeiten werde, kennen lernen. Hoffen wir, dass keine weiteren Wellen über unser Land und die Welt gehen.
Seit diesem Jahr, also im Jahr 2019, führe ich die Testphasen für epidurale Neurostimulatoren mit Elektrodenlage im thorakalen Bereich mittels einem vereinfachten Verfahren durch.
Ich brauche dafür beim Patienten keine grössere Eröffnung der Haut und des Subkutangewebes mehr, was natürlich weniger postoperative Schmerzen bedeutet und dies wiederum eine schnellere und verlässlichere Aussage des Patienten bezüglich der Wirkung der Neurostimulation zulässt.
Ich mache lediglich eine kleine Stichinzision mit einem spitzigen Skalpell (Hautwunde ca. 5mm), um die Elektroden durch die Führungsnadel vorzuschieben. Auch fällt die Antibiotikagabe während der Testphase von rund 2 Wochen weg. Entsprechend klein ist der Verband und es ist mit deutlich weniger Wundsekret zu rechnen, was sehr zum Komfort des Patienten beiträgt (durchnässter Verband). Schliesslich wird die Operationszeit deutlich verkürzt wovon der Patient sehr profitiert.
Die Testelektroden werden auf der Haut mit einem Verband gut fixiert und die Testphase beginnt sofort nach Aktivierung des Neurostimulators.
Neue Systeme benötigen für die definitive Einlage auch keine Implantation der Batterie mehr, welche die Elektroden mit Strohm versorgt. Nur die Elektroden sind somit im Körper des Patienten, das übrige System (Batterie und Transmitter) werden ausserhalb des Körpers platziert d.h. die Batterie kann an einem Gürtel befestigt werden (nicht viel grösser als eine Zündholzschachtel) und der Transmitter wird über der Elektrode am Rücken in der Kleidung platziert (siehe mittleres Bild).
Ist die Testphase positiv kann dem Patienten der Transmitter und die Batterie definitiv übergeben werden, ein zweiter operative Eingriff erübrigt sich somit. Mit den anderen Systemen, wo die Batterie in den Körper des Patienten implantiert wird, muss zwingend ein zweiter Eingriff erfolgen.Die Bedienung ist einfach und sollten dennoch Unklarheiten bestehen kann der Patient natürlich jederzeit mit den Techniker der jeweiligen Firma Kontakt aufnehmen. Regelmässige Kontrollen bei mir und den Techniker der entsprechenden Firma gehören selbstverständlich zur Routine.
Ein junger Patient leidet nach mehreren Eingriffen am rechten Oberschenkel in der Folge einer lebensbedrohlichen Infektion nach Kniearthroskopie an einer invalidisierenden Meralgia paraesthetica.
Die medikamentöse Behandlung mit Schmerzmittel aller WHO Stoffklassen konnten den Schmerz nicht adäquat behandeln und immer wieder traten extreme Schmerzen im Versorgungsgebiet des Nervus cutaneus femoris lateralis also im mediolateralen Oberschenkel bis zum Knie auf. Nicht einmal die Hosen konnten zeitweise wegen der Schmerzen getragen werden. Es kam immer wieder zu Ausfällen bei der Arbeit.
Eine Kryotherapie (Vereisung des Nervs) wurde im weiteren Verlauf durchgeführt mit Schmerzreduktion über nur wenige Wochen. Eine zweite Behandlung brachte kaum noch einen Erfolg.
Schliesslich wurde der Nerv chirurgisch von den Narben befreit und in Eigenfett eingebettet. Der Erfolg blieb bescheiden und dauerte weniger als ein Jahr an, dann verstärkten sich die Schmerzen erneut und waren schlimmer als zuvor.
Glücklicherweise lief der Fall über die SUVA und diese war bereit die Kosten für einen Trial mit einem peripheren Neurostimulator zu übernehmen. Dem Patienten implantierte ich eine subkutane Elektrode von Stimwave worauf der Patient mehr oder weniger sofort zu über 90% weniger Schmerzen verspürte.
Leider kam es nach mehreren Monaten zu einem Spätinfekt und die Elektrode musste entfernt werden. Die Schmerzen verstärkten sich in der Folge wieder. Glücklicherweise war die SUVA erneut bereit die Kosten für die Neuanlage einer peripheren Elektrode zu übernehmen und nun besteht seither eine äusserst zufrieden stellende Analgesie ohne weitere Komplikationen. Der Patient ist seither nicht mehr wegen Schmerzen im Versorgungsgebiet des Nervst cutaneus femoris lateralis ausgefallen.
Uebrigens litt derselbe Patient an einer invalidisierenden Meralgia paraesthetica auch auf der linken Seite. Auch hier wurden alle möglichen Behandlungen versucht, die ebenfalls keine genügende Wirkung zeigten. Der Fall lief über die Krankenkasse und gestaltete sich deshalb komplizierter. Schliesslich war die Krankenkasse aber bereit die Kosten zu übernehmen sicherlich auch aufgrund der sehr guten Wirkung auf der rechten Seite. Und es hat sich ausgezahlt. Seither ist der Patient auch auf der linken Seite praktisch beschwerdefrei und Analgetika müssen seither nicht mehr eingenommen werden.
Jahrelang litt ein junger Landwirt nach Discushernienoperation zervikal an unerträglichen Schmerzen im Nacken mit Ausstrahlung in beide Arme bis zu den Händen sowie chronischen Kopfschmerzen. Ein Rezidiv der Discushernie konnte als Ursache der Schmerzen mittels mehreren MRI der Halswirbelsäule ausgeschlossen werden.
Verschiedene Therapieansätze wie Schmerzmedikamente verschiedenster Stoffklassen inklusive über Jahre hochdosierte Opiate, Antiepileptika sowie Infiltrationen, Physiotherapie ua. brachten keinen oder nur einen geringfügigen Nutzen.
Nach eingehender Aufklärung führten wir die Einlage einer zervikalen epiduralen Elektrode durch und danach eine Austestung über 2 Wochen.
In dieser Zeit kam es zu einer äusserst erfreulichen Schmerzreduktion sowohl zervikal als auch in den Armen und Händen und auch die chronischen Kopfschmerzen reduzierten sich zu weit über 90%.
Es erfolgte dann die definitive Einlage der zervikalen Elektrode bzw. die Implantation der Batterie.
Im weiteren Verlauf nahm die zu Beginn praktisch vollkommene Schmerzreduktion etwas ab, möglicherweise auch im Zusammenhang mit der Reduktion der Schmerzmittel. Inzwischen konnten die Opiate halbiert werden ebenso die Antiepileptika. Die Medikamente werden nun langsam ausgeschlichen.
Weiterhin besteht eine 70%ige Schmerzreduktion beim Patienten zervikal als auch in den Armen und Händen, die chronischen Kopfschmerzen sind seit der Einlage des Neurostimulators nie wieder aufgetreten.
Der Patient ist sehr zufrieden mit dem Erfolg, hat deutlich mehr Lebensfreude und kann seiner Arbeit als Landwirt nun praktisch schmerzfrei nachgehen. Auch das Umfeld insbesondere die Ehefrau sind über den positiven Verlauf sehr erfreut.